Wissenswertes

Fast Fashion –
der Kampf gegen die „schnelle Mode“

Sebastian Geyer · Zuletzt aktualisiert: 11.07.2022

In einer Zeit, in der es vielen Menschen wichtig ist, möglichst viele verschiedene Kleidungsstücke zu besitzen, wird von vielen Herstellern auch entsprechend produziert. Der Begriff „Fast Fashion“ kann dementsprechend durchaus wörtlich genommen werden. Doch was versteht man eigentlich genau unter der „schnellen Mode“? Hat sie vielleicht Vorteile? Und was bedeutet es für die Nachhaltigkeit, wenn immer nur „fast“ produziert wird?

Definition: Was bedeutet Fast Fashion? 

 

Mode wird heutzutage immer schneller. Die Zeitspanne, die es brauch, um vom Laufsteg in die Läden zu kommen, verkürzt sich dementsprechend immer weiter. Hinzu kommt, dass neue Trends mittlerweile oft eine wahre Kettenreaktion auslösen. Denn: Immer mehr Marken imitieren die Artikel der führenden Designer und sorgen so dafür, dass sich möglichst viele die entsprechenden Produkte leisten können. Wer es hier schafft, am schnellsten zu reagieren und anzubieten, ist oft im Vorteil. 

Die Zeiten, in denen es nur eine Sommer- und nur eine Winterkollektion gab, sind vorbei. Heute kann weitaus vielseitiger eingekauft werden. Hiermit verbindet sich jedoch ein besonderes Phänomen: Die Kleidung muss nicht mehr so lange haltbar sein, wie es früher noch der Fall war. Immer mehr Hersteller setzen auf Wegwerfkleidung, um Artikel zu den aktuellsten Trends liefern zu können. Und genau das ist nicht nur oftmals verwirrend, sondern auch wenig nachhaltig. 

Spannenderweise können mit dem Begriff Fast Fashion gleich mehrere Interpretationen verbunden werden. Manche verstehen hierunter die besagte schnelle Produktion, andere die kurzweiligen Trends, wieder andere die „überschaubare Haltbarkeit“. Eines haben alle Definitionen jedoch gemein: Es geht um schnelle Prozesse – in jeglicher Hinsicht. Hierunter leiden Umwelt und Qualität.

Die Preise für die Fast Fashion Kleidung liegen unter denen der führenden Marken. Daher entscheiden sich vor allem Menschen aus den niedrigeren bis mittleren Einkommensklassen für die jeweiligen Artikel. Ausnahmen gibt es jedoch immer. 

 

Die Vor- und Nachteile von Fast Fashion in der Übersicht

 

 

Die „schnelle Mode“ ist sowohl mit Vor- als auch mit Nachteilen verbunden. Welche Seite der Medaille präsenter ist und ob Fast Fashion letztendlich als „gut“ oder „nicht gut“ eingeordnet wird, obliegt – wie so oft – der individuellen Meinung des Verbrauchers. 

Die Vorteile

  • Fast Fashion ist günstig. Sie bietet auch Menschen mit einem niedrigeren Budget die Möglichkeit, sich – zumindest für den Moment – entsprechend aktueller Trends zu kleiden.
  •  
  • Mittlerweile gibt es viele Unternehmen, die sich auf Fast Fashion fokussiert haben. Dementsprechend genießen Interessenten hier eine große Auswahl. Sie haben die Möglichkeit, Artikel zu finden, die exakt zu ihrem Geschmack und Kleidungsstil passen. 

Die Nachteile

  • Fast Fashion ist in vielerlei Hinsicht umweltschädlich. Dies liegt nicht nur an der Art der Produktion und an dem gesteigerten Müllaufkommen, sondern auch daran, dass viele Unternehmen, die auf die schnelle Mode setzen, im Ausland produzieren. So müssen oft weite Transportwege überwunden werden. 
  •  
  • Die Qualität der entsprechenden Artikel ist in der Regel unter dem allgemeinen Durchschnitt. Schnelle Prozesse und günstige Materialien erlauben es den Fast Fashion Brands nicht, einen hohen Anspruch zu stellen. 
  •  
  • Die Arbeitsbedingungen, unter denen die Menschen die entsprechenden Kleidungsstücke produzieren, sind oft schlecht. Vor allem im Ausland gelten hier deutlich andere Vorgaben als in Deutschland.  

 

Kurz: Niedrigen Preisen und vielseitigen Möglichkeiten stehen vergleichsweise viele und schwerwiegende Nachteile gegenüber. Selbstverständlich macht es vielen Menschen Spaß, sich zu einem niedrigen Preis abwechslungsreich und angesagt zu kleiden – aber: Was ist das Tragen der neuesten Trends wert? 

 

Weshalb sind viele Artikel aus dem Bereich Fast Fashion nicht lange haltbar?

 

 

Keine Frage: Es gibt durchaus Kleidungsstücke der schnellen Mode, die optisch – zumindest auf den ersten Blick – überzeugen. Später ärgern sich deren Besitzer jedoch oft über veränderte Passformen, Qualitätsmängel nach dem ersten Tragen und ein Ausbleichen der Farbe nach dem Waschen. 

Die eingesetzten Materialien und die Art der Verarbeitung sorgt dafür, dass hier viel Luft nach oben bleibt. Auch der kurze Glückseffekt, der aus einem „Schnäppchen“ resultiert, kann dies meist nicht aufwiegen. Dementsprechend ist nicht nur der Artikel an sich, sondern auch die Freude über denselben in der Regel nur von kurzer Dauer. 

 

Marken und Produktionsstandorte

 

Die meisten Produkte, die in den Bereich Fast Fashion fallen, werden mittlerweile in Asien produziert. Interessanterweise gestaltet sich das Thema in Bezug auf die Marken, die unter „schnelle Mode“ laufen, jedoch weniger transparent. Viele Verbraucher tragen die entsprechenden Labels, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass es sich um Fast Fashion handelt. 

Zu den bekanntesten Vertretern gehören hier unter anderem New Yorker, Primark und Forever21. Auch große Ketten, wie zum Beispiel C&A und H&M, verkaufen schnelle Mode, haben ihr Sortiment jedoch (zumindest teilweise) erweitert, indem sie bei einigen Kollektionen auf nachhaltigere Materialien und auf Second Hand Angebote setzen. 

Kurz: Wem es wichtig ist, möglichst wenig in Second Hand zu investieren, sollte immer genauer hinschauen. Letztendlich obliegt es teilweise auch in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, ob sich der eigene Kleiderschrank zur Fast Fashion Quelle entwickelt oder nicht. Denn: Einige Produkte, die günstig produziert wurden, sind durchaus dazu in der Lage, über einen längeren Zeitraum hinweg treue Dienste zu leisten – zumindest dann, wenn sie nach Herstellerangabe gepflegt und nicht „überfordert“ werden. 

 

Nachhaltigkeit und eine faire Produktion werden für viele Verbraucher immer wichtiger

 

Auch wenn Fast Fashion Brands bei vielen Verbrauchern voll ins Schwarze treffen, weil sie Mode zum kleinen Preis anbieten, zeigt sich, dass sich immer mehr Menschen für die Geschichte hinter ihrer Mode interessieren. Sie möchten nicht nur wissen, wo, sondern auch wie produziert wurde. 

Berichte über Menschen, die in Fabriken arbeiten müssen, in denen Arbeitsschutz scheinbar so gut wie keine Rolle spielt, und die gerade einmal genug verdienen, um ihre Familie zu ernähren, machen auch hierzulande nachdenklich. 

Viele größere Ketten haben, wie oben bereits erwähnt, schon reagiert und in ihrem Sortiment zumindest nachhaltige Schwerpunkte gesetzt. Letztendlich bestimmt jedoch der Verbraucher mit seinem Verhalten, wie stark diese in Zukunft gegebenenfalls ausgebaut werden. Denn: Kauft er weiterhin „nur billig“ ein, wird sich der Fokus höchstwahrscheinlich wieder verlagern. 

Es bleibt zu hoffen, dass viele in Zukunft nicht nur auf den Preis, sondern auch auf das Preis-LEISTUNGSverhältnis und alles, was sich mit ihm verbinden lässt, schauen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf dürfte die Entscheidung nicht mehr allzu schwerfallen. 

Ein besonders gutes Beispiel dafür, dass es sich durchaus lohnen kann, sich gegen die schnelle Mode und für mehr Langfristigkeit (auch im Kleiderschrank) zu entscheiden, sind maßgeschneiderte Produkte. Diese werden oftmals nicht „einfach so nebenher“ gekauft, sondern – sowohl optisch als auch mit Hinblick auf die entsprechende Größe – individuell an den Träger angepasst. Dementsprechend treffen dabei gleich mehrere Faktoren zusammen: ein hoher Tragekomfort, persönliche Vorlieben und das gute Gefühl, ein Kleidungsstück gefunden zu haben, das auch über einen längeren Zeitraum hinweg überzeugen kann. Da hier schon im Rahmen des Kaufprozesses keine Kompromisse gemacht werden müssen steht einer langfristigen Nutzung eigentlich nichts mehr im Wege. Umwelt, Geldbeutel und modischer Chic profitieren. 

Ersterscheinung: 08.06.2022 · Zuletzt aktuallisiert: 11.07.2022

zurück